Als Chef muss man die eigenen Werte und Regeln vor allem vorleben, das überträgt sich dann auch auf die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Das klingt logisch, war das aber nicht schon immer so?
Annette Dietz, Mitarbeiterin im Kompetenzzentrum Fachkräftesicherung (KOFA) gibt in einem im Handwerk Magazin vorgestelltem Tutorial eine klare Antwort: „In einer sich immer schneller wandelnden Arbeitswelt sind starke Beziehungen ein zentraler Erfolgsfaktor für alle Betriebe.“ Dabei geht es keineswegs darum, den Mitarbeitern jeden Wunsch zu erfüllen. Sondern entscheidend ist es nach Einschätzung der Expertin zu erfahren, was die Beschäftigten wirklich bewegt. So komme es vor allem darauf an, sich Zeit zu nehmen, Interesse zu zeigen sowie die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei Entscheidungen einzubeziehen.
Schluss mit der Chefansage: Mehr Austausch auf Augenhöhe wagen
In vielen Betrieben können die Beschäftigten nicht nur mitreden, sondern aktiv mitgestalten. Wer die persönlichen Bedürfnisse der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kennt und bei der Arbeitsgestaltung berücksichtig, sichert sich Fachkräfte, fördert die Motivation, bleibt attraktiv für Bewerberinnen und Bewerber - und sichert sich dadurch auch einen wirtschaftlichen Erfolg.
Das individuelle Gespräch mit dem Mitarbeiter kostet Zeit, die im hektischen Arbeitsalltag oft mühevoll freigeschaufelt werden muss. Doch der Aufwand lohnt sich, weil viele Missverständnisse durch den regelmäßigen Austausch erst gar nicht entstehen.
Die wichtigsten Vorteile:
- Transparenz schaffen: Welche Ziele und Werte hat das Unternehmen? Was kann und will der Mitarbeiter dazu beitragen? Wer seine Rolle und seinen Beitrag zum großen Ganzen kennt, hat mehr Verständnis für die Belange des Unternehmens und fühlt sich anerkannt und wertgeschätzt. Dadurch wächst auch die Zufriedenheit am Arbeitsplatz.
- Spielraum festlegen: Die im Gespräch festgelegten Ziele und Prioritäten definieren auch den Freiraum, den der Mitarbeiter bei seinen Entscheidungen im Arbeitsalltag hat. Das sorgt nicht nur für mehr Klarheit und Motivation, sondern reduziert auch Rückfragen und entlastet dadurch den Chef und das Führungsteam.
- Stimmung checken: Wie zufrieden sind die Mitarbeiter? Gibt es Dinge, die nerven oder stören? Wer regelmäßig das Ohr am Team hat, kann Unmut und Ärgernisse schneller erkennen und abstellen, bevor sie sich zu einem ernsthaften Problem auswachsen.
- Vertrauen aufbauen: Die im Handwerk vorherrschende Du-Ansprache ist kein automatischer Vertrauensbeweis. Vertrauen muss langsam wachsen und es braucht einen regelmäßigen Dialog, um die Erwartungen von Chef und Mitarbeiter aufeinander abzustimmen.
- Abläufe optimieren: Wie wollen wir zusammenarbeiten und wer macht was im Team? Arbeitet jeder nach den gleichen Werten und kennt seine Rolle und Aufgaben, geht die Arbeit für alle viel flüssiger von der Hand. Klemmt es trotzdem mal, lassen sich viele Dinge zügig in einem offenen Gespräch klären.
- Qualifikation verbessern: Wer regelmäßig mit seinen Mitarbeitern auch über ihre Erwartungen und Ziele spricht, kann die oft verborgenen individuellen Stärken und Fähigkeiten eher erkennen und fördern. Das motiviert den Mitarbeiter, hebt das Qualifikationsniveau im Team und macht unabhängiger vom externen Arbeitsmarkt.
Das Handwerk Magazin stellt in dem aktuellen Artikel zum Thema „New Work“ ein passendes Beispiel aus der Praxis vor: Jörg Julius Kapune, Inhaber von Julius Möbel, berichtet über seine Erfahrungen als Führungskraft und Vorbild. Um Job und Privatleben besser vereinbaren zu können, experimentiert sein Team aktuell gerade mit unterschiedlichen Anfangszeiten von 6.30 bis 7.30 Uhr. Ein offenes Ohr hat Kapune auch für Sonderwünsche wie die Vier-Tage-Woche für den Altmeister oder den Wunsch eines Mitarbeiters nach einem längeren Urlaub für eine Weltreise.
Der Familienpakt Bayern bietet zum Thema "Wie Arbeitgeber durch eine aktive Kommunikation zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf gewinnen" am 19.07.2022 ein Online Seminar an. Denn aktuelle Studien zeigen, dass eine aktive Kommunikation ein wesentlicher Erfolgsfaktor bei der Bewältigung von Herausforderungen war, die durch die Schließung von Betreuungs- und Bildungseinrichtungen in den jeweiligen Lockdownphasen entstanden sind. Die Unternehmen und Betriebe, in denen es bereits vor Corona eine aktive Kommunikation zum Thema „Vereinbarkeit von Familie und Beruf“ gab, wurden besonders häufig von Eltern und pflegenden Angehörigen angesprochen, um die Arbeitsweise oder den Arbeitsort zu verändern. Sie mussten zudem in den Hochphasen der Krise keine neue Kommunikation dazu etablieren und konnten auf dem Vorhandenen aufbauen.
Motivationsbooster: Starke Beziehungen
Starke Beziehungen sind ein Motivationsbooster für alle Unternehmen und Betriebe. Wie wichtig eine transparente Kommunikation sowie das Reagieren auf persönliche Bedürfnisse für den Vertrauensaufbau sind, zeigt die Salesforce Studie von 2021 zu den Trends in kleinen und mittleren Unternehmen: Danach steht Transparenz für 51 Prozent der Mitarbeiter ganz oben auf der Hitliste der vertrauensbildenden Maßnahmen, Platz zwei belegt mit 42 Prozent die Berücksichtigung persönlicher Bedürfnisse, auf dem dritten Platz liegt mit 40 Prozent die Möglichkeit, bei Entscheidungen ein Feedback geben zu können.
Wer sich als Unternehmer darauf einlässt, kann laut Annette Dietz im Alltag gleich mehrfach profitieren: „Je stärker die Beziehungen, desto leichter ist es, die Motivation hochzuhalten, Missverständnisse und Konflikte zu vermeiden und die Mitarbeiter für Veränderungen zu gewinnen.“
Weitere Informationen:
- Anmeldung zum Online Seminar am 19.07.2022
- Handwerk Magazin Artikel vom 30. März 2022 Weiterlesen
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- „Mitarbeiterbefragung“ Beispiel der guten Praxis der Imbus AG