Dimensionen und Vorteile
Betriebliches Familienbewusstsein ist ein wirksames Instrument, um auf den gesellschaftlichen Wandel zu reagieren. Denn für immer mehr Beschäftigte – ob Eltern, junge Berufseinsteiger und -einsteigerinnen oder Personen mit zu pflegenden Angehörigen – nimmt die Vereinbarkeit von Familie und Beruf einen immer höheren Stellenwert ein.
Eine familienbewusste Personalpolitik beinhaltet dabei ein bestimmtes Angebot der Arbeitgebenden an ihre Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, das zielgruppengerecht kommuniziert und im Unternehmen bzw. Betrieb gelebt sein will.
Betriebliches Familienbewusstsein
Das Zusammenspiel der verschiedenen Dimensionen des betrieblichen Familienbewusstseins ist entscheidend, wenn man sich als Arbeitgeber/-in familienfreundlich positionieren möchte.
Denn mit Familienfreundlichkeit lässt sich sowohl als Arbeitgebender, als auch als Arbeitnehmender, gewinnen.
Das betriebliche Familienbewusstsein basiert auf drei Dimensionen:
- Leistungen
- Information & Kommunikation
- Unternehmenskultur
Diese Dimensionen umfassen insgesamt acht Maßnahmenfelder.
Dabei passt nicht jedes Angebot zu jedem Betriebskontext. Ein multinationaler Konzern kann andere Maßnahmen umsetzen wie ein kleiner Handwerksbetrieb. Es gibt keine "One fits all" Lösung sondern viele individuelle und passgenaue Maßnahmen, die viel bewirken können.
Klicken Sie auf das Maßnahmenrad
Informieren Sie sich über die verschiedenen Dimensionen und Maßnahmen einer familienfreundlichen Personalpolitik, indem Sie die einzelnen Felder in unserem Maßnahmenrad auswählen. Sie erhalten weiterführende Informationen von Arbeitszeiten bis Kommunikation. Unter dem Menüpunkt „Tipps und Maßnahmen“ finden Sie konkrete Handlungsfelder und erfolgreiche Beispiele, wie „Eltern in Führung“ oder „betrieblich unterstützte Kinderbetreuung“.
Dimensionen des betrieblichen Familienbewusstseins
Die effektive Kombination der drei Dimensionen familienfreundlicher Personalpolitik ist der Schlüssel zum Erfolg:

Leistungen
Es gibt eine Vielzahl an Leistungen und Maßnahmen einer familienbewussten Personalpolitik. Grundsätzlich kann zwischen gesetzlich vorgesehenen und freiwilligen Leistungen unterschieden werden:
- Elterngeld- und Elternzeitgesetz, Familienpflegezeitgesetz und Teilzeitbefristungsgesetz geben beispielsweise den rechtlichen Rahmen vor, an dem Unternehmen sich (ab einer gewissen Größe) orientieren müssen.
- Freiwillige familienbewusste Leistungen können in der Regel steuerlich geltend gemacht werden und bieten sowohl Unternehmen als auch Beschäftigten steuerliche Vorteile.
Entwickeln Sie maßgeschneiderte Lösungen
Viele Maßnahmen erfordern geringen Aufwand. In kleineren Unternehmen greifen informelle Lösungen wie Vertrauensarbeitszeit oder kurzfristige Freistellungen während in Großunternehmen zahlreiche Beschäftigte von umfangreicheren Angeboten wie zum Beispiel einer Betriebskindertagesstätte oder Ferienbetreuung profitieren können.

Information und Kommunikation
Diese Dimension ist entscheidend für das betriebliche Familienbewusstsein. Selbst die besten Maßnahmen sind wirkungslos, wenn Mitarbeitende sie nicht kennen oder diese ggf. nicht benötigen. Daher ist es entscheidend, die Belegschaft kontinuierlich und aktuell über bestehende Angebote zu informieren und die Nutzung dieser in regelmäßigen Gesprächen nachzufragen.
Gehen Sie in den regelmäßigen Austausch und informieren Sie die Belegschaft zu aktuellen Angeboten. Dies kann zum Beispiel über Aushänge in den Büroräumen oder dem Intranet erfolgen.
Offene und ehrliche Kommunikation zwischen Unternehmensleitung und Mitarbeitenden ist essenziell. Auch die externe Kommunikation sollte das betriebliche Familienbewusstsein als Aushängeschild nutzen, um das Unternehmen als attraktiven Arbeitgebenden vorzustellen zur Gewinnung von Fach- und Arbeitskräften.

Unternehmenskultur
Eine familienfreundliche Unternehmenskultur stellt die Basis für ein familienfreundliches Betriebsklima und damit eine wesentliche Voraussetzung für einen langfristigen Erfolg als Unternehmen, Institution oder Betrieb dar.
Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter haben ein größeres Verständnis untereinander bezüglich familiärer Verpflichtungen. Dabei entsteht ein gesundes Betriebsklima und gegenseitige Akzeptanz und Unterstützung.
Führungskräfte haben hier eine besondere Rolle: Sie gehen mit gutem Beispiel voran und leben vor, wie Familie und Beruf miteinander vereinbart werden können. Dazu klären Sie die Mitarbeitenden über Angebote auf und kennen sich zu dem Thema gut aus.
Dem Maßnahmenfeld Führung kommt beim Thema „Vereinbarkeit von Familie und Beruf“ vor diesem Hintergrund eine besondere Bedeutung zu. Aber auch die Personalentwicklung kann entscheidend dazu beitragen, dass ein betriebliches Familienbewusstsein im Unternehmen wirklich gelebt werden kann.
Familienbewusstsein als strategische Unternehmensführung
Dies gelingt, wenn beispielsweise bei Zielvereinbarungen, Personal- und Weiterbildungsplanungen sowie in den Angeboten für Beschäftigte die Vereinbarkeit von Familie und Beruf stets berücksichtigt wird. Die strategische Weiterentwicklung des betrieblichen Familienbewusstseins ist dabei eine wichtige und dauerhafte Aufgabe.
Nutzen des betrieblichen Familienbewusstseins
Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ist heute eines der zentralen Kriterien junger Fach- und Führungskräfte bei der Arbeitsplatzsuche. Für junge Eltern ist sie mindestens so wichtig wie das Gehalt oder die Karriereaussichten.
Parallel macht die demografische Entwicklung in Deutschland schon jetzt in vielen Branchen den zunehmenden Fachkräftemangel sichtbar. Gerade in Bayern ist die Nachfrage nach Fachkräften in den qualifizierten technischen Berufszweigen groß. Hier können Unternehmen durch eine familienorientierte Personalpolitik einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil schaffen.
Die Vereinbarkeit von Familie und Beruf umfasst nicht allein die Bedarfe von Eltern, sondern auch von pflegenden Angehörigen. Die Alterung unserer Gesellschaft geht einher mit einer Zunahme an pflegebedürftigen Menschen. Zwei Drittel der Pflegebedürftigen werden im privaten Umfeld durch Angehörige versorgt. Der demographische Wandel wird diesen Trend noch verstärken. In diesem Spannungsfeld kann eine Arbeitsumgebung, in der die Vereinbarkeit von Pflege und Beruf konstruktiv angegangen wird, förderlich sein.