Geschlechtergemischte Teams

Familienfreundlichkeit im Unternehmen zahlt sich aus. So zeigte die Studie von Catalyst bereist 2004 klar einen finanziellen Vorteil einer geschlechtergemischten Belegschaft. Der „Return on Equity“ war um 35.1.% höher bei Unternehmen mit den höchsten Frauenquoten in der Führungsriege als bei Unternehmen mit dem geringsten Frauenanteil (Catalyst, S.2).

Die Gründe dafür werden seither in diversen Studien näher beleuchtet. Wissenschaftliche Untersuchungen belegen, dass insbesondere geschlechtergemischte Teams eine höhere Motivation haben und damit einen größeren Erfolg erbringen. Auch weisen geschlechtergemischte Teams noch andere Vorteile auf.

„Gemischte Teams […] wachsen schneller, erzielen höhere Gewinne und sind an der Börse mehr wert. Mit Investitionen in Maßnahmen, welche das Vereinbaren von Erwerbstätigkeit und Familie erleichtern, können Betriebe eine zusätzliche finanzielle Rendite von etwa 25 Prozent erwirtschaften.“ (StMAS, Frauen in Führungspositionen, S.16)

Außerdem könnten zahlreiche Unternehmen noch kreativer und innovativer sein, wenn sie das Potential der Frauen in Innovations- und Entwicklungsprozessen besser nutzen würden.

„Frauen sind nicht unbedingt innovativer als Männer. Aber sie bringen eine andere Perspektive ein. Perspektiven, die bisher noch weniger Beachtung gefunden haben, aber ein größeres Veränderungspotenzial bergen. Unsere Studien zeigen deutlich, dass gemischte Teams einfach ein besseres Problemlösungsverhalten und damit auch bessere Ergebnisse zutage fördern.“ (Martina Schraudner, Professorin für Gender & Diversity in Organisationen an der Technischen Universität Berlin)

Selbstverständlich kommt es bei der Zusammenstellung geschlechtergemischter Teams im Einzelfall darauf an, um welche Positionen und um welche Aufgaben es sich handelt. Doch, wie Studien zeigen, lassen sich in geschlechtergemischten Teams Synergien schaffen, die für das Unternehmen oder den Betrieb sozial wie ökonomisch gewinnbringend sein können.

Die Gründe für den Erfolg von geschlechtergemischten Teams liegen dabei hauptsächlich in den unterschiedlichen Herangehensweisen und Vorlieben, die den Geschlechtern zugeschrieben werden. Die verschiedenen Perspektiven und Arbeitsweisen der beiden Geschlechter führen oftmals zu einem effektiveren und effizienteren Prozess und damit zu mehr Erfolg als bei homogenen Teams.

„Nur in gemischten Teams können eher männliche Eigenschaften (Durchsetzungsstärke) und weibliche (Teamfähigkeit, Kommunikationsgeschick) gewinnbringend verbunden werden.“ (StMAS, Frauen in Führungspositionen, S. 16)

Frauen werden im Durchschnitt als risikoscheuer und weniger wettbewerbsorientiert als Männer angesehen. Dafür wird ihnen eine höhere soziale Verantwortlichkeit zugeschrieben.

Die Zusammenarbeit in gemischten Teams trägt jedoch nicht nur dazu bei, dass die verschiedenen Vorlieben und Herangehensweisen der Teammitglieder zum Ausdruck kommen und sich ausbalancieren, sondern kann auch dazu führen, dass die Beteiligten ihr (Sozial-) Verhalten überdenken oder anpassen.

In diesem Kontext analysiert beispielsweise eine Studie des ifw Kiel die sich verändernde Risikobereitschaft in gemischten Teams.

Abbildung 2 Studie des ifw Kiel "Risikobereitschaft II"
Abbildung 1 Studie des ifw Kiel "Risikobereitschaft I"

Je höher der Anteil der männlichen Teammitglieder ist, desto höher stellt sich die Risikobereitschaft im Team dar. So ist die durchschnittliche Risikobereitschaft einer reinen Männergruppe ca. 50% höher bezogen auf die einer reinen Frauengruppe (siehe Graphik 1). Der spannende Punkt ist jedoch, dass den Erkenntnissen zu Folge, die Risikobereitschaft einer reinen Männergruppe, die Risikobereitschaft jedes einzelnen männlichen Gruppenmitglieds übersteigt. Das gleiche Ergebnis – nur mit umgekehrten Vorzeichen, ergibt sich auch für reine Frauenteams; hier ist die Risikobereitschaft im Team geringer im Vergleich zu jeder einzelnen Frau. Dieses Phänomen erklärt die einseitige und unreflektierte Entscheidungsfindung homogener Gruppen.

Die Studie des Massachusetts Institute of Technology (MIT) analysiert den größeren Erfolg geschlechtergemischter Teams genauer und stellt fest, dass insbesondere drei Faktoren dazu beitragen, dass geschlechtergemischte Teams, in denen Frauen eine wichtige Rolle spielen, besser abschneiden als homogene Teams. Diese sind:

  • Frauen können im Allgemeinen besser mit Finanzen und Ressourcen umgehen.
  • Weibliche Beschäftigte oder Führungskräfte legen eine größere Empathie an den Tag, was zu einer besseren Team- bzw. Unternehmensatmosphäre führen kann.
  • Frauen verhalten sich in schwierigen Situationen besonnener.

All dies sind Eigenschaften, die sich im Allgemeinen positiv auf eine Zusammenarbeit im Team, den Umgang mit Krisen oder Rückschlägen sowie letztendlich auf das Ergebnis auswirken.

Es ist also ein lohnenswertes Ziel für Betriebe, eine Geschlechtermischung in der Belegschaft und Führungsebene anzustreben. Um dies zu erreichen, gibt es sicher viele Herangehensweisen, wobei betriebliches Familienbewusstsein und die Vereinbarkeitsthematik eine zentrale Rolle spielen.

Um den Mehrwert des Einsatzes von geschlechtergemischten Teams zu erlangen, bedarf es einer dem beruflich-familiär geprägten Rhythmus von Frauen angepassten lebensphasenorientierten Personalpolitik, denn es gibt nach wie vor spezifische Arbeitsweisen und Arbeitsstile von Frauen, die eine bestimmte Gestaltung der Arbeitsbedingungen erfordern, damit Frauen ihr Potenzial angemessen nutzen können. Zu diesen spezifischen Arbeitsbedingungen zählen neben der funktionierenden Teamstruktur ein ermutigendes soziales und berufliches Umfeld. Für Innovationsträgerinnen, deren Leistungsfähigkeit außer Zweifel steht, ist es zudem äußerst wichtig, dass ihre Meinung und Leistung auch vom direkten Umfeld – den Mitgliedern der Arbeitsgruppe inklusive der Vorgesetzten – anerkannt wird (PwC, 2015, Gender-Chancen).

Auf dem Weg zu mehr Familienfreundlichkeit durch geschlechtergemischte Teams...

Einen wesentlichen Part beim Erfolg von gemischten Teams spielt auch die Kommunikation im Unternehmen oder Betrieb. Nur wenn die Beschäftigten über Chancen und Möglichkeiten im Unternehmen oder Betrieb informiert sind, können sie sich und ihre Stärken für alle gewinnbringend einbringen. Daher ist es auch gerade für Führungskräfte oder Beschäftigte mit Personalverantwortung eine wichtige Aufgabe, sich für geschlechtergemischten Teams einzusetzen und Arbeitsbedingungen zu schaffen, die auch für Frauen mit Familienverantwortung attraktiv sind.

Dies unterstreicht auch die Studie Women Matter 2016 der McKinsey&Company. Laut deren Statistiken geben von den befragten Beschäftigten immerhin 88% an, dass sie nicht glauben, dass sich ihr Arbeitgeber für Geschlechtervielfalt einsetzt (vgl. McKinsey&Company, Women Matter 2016, S, 5).

So können Unternehmen geschlechtergemischte Teams aufbauen...

Maßnahmen

Am Girls oder Boys Day öffnen Betriebe in ganz Deutschland jedes Frühjahr ihre Türen für Schülerinnen und Schüler ab der 5. Klasse. Anliegen ist es, Mädchen Branchen wie IT, Handwerk, Naturwissenschaften und Technik näher zu bringen und Jungen den Beruf des Erziehers, Hotelfachmanns, der Pflegeassistenz oder des Ergotherapeuten. Kurz gesagt: Für Berufe oder Branchen, in denen die jeweiligen Geschlechter bisher weniger vertreten sind, ist dies eine frühe Maßnahme für eine geschlechtergemischte Belegschaft.

Betriebe und Unternehmen geben damit jungen Menschen die Möglichkeit, ihre Rollenbilder zu reflektieren, ermöglichen ihnen frühzeitig eine praxisnahe Berufsorientierung, knüpfen Netzwerke zwischen Unternehmen und Schulen und können den eigenen Betrieb als Ausbildungsstätte vorstellen.

Die Voraussetzungen für die Teilnahme von Unternehmen sind relativ gering. So muss das Unternehmen einer der gesuchten Branchen angehören und sein Angebot für den jeweiligen Tag auf der dazugehörigen Internetseite eintragen – dort finden sich auch zahlreiche Tipps und Hinweise: www.boys-day.de oder www.girls-day.de.

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