Arbeitsorganisation
Arbeitsorganisation
Die Arbeitsorganisation betrachtet die Arbeitsprozesse im Unternehmen. Sind die Arbeitsprozesse eher teamorientiert gestaltet? Folgen sie eher einer Ergebnis- oder einer Präsenzkultur? Wie sind Erreichbarkeiten, Kommunikationszeiten, Vertretungsregelungen etc. geregelt? Oftmals sind arbeitszeit- oder arbeitsortbezogene Regelungen Ergebnisse von „eingefahrenen“ Arbeitsabläufen. Hier lohnt es sich zu hinterfragen, ob Veränderungen in der Arbeitsorganisation dazu führen können, dass Vereinbarkeitskonflikte gelöst oder reduziert werden und damit die Produktivität gesteigert werden kann. Beispielsweise können die Vorteile von Kleinunternehmen durch die Teamarbeit auch in Großunternehmen genutzt werden: Flexible Lösungen werden innerhalb des Teams abgesprochen und können dadurch individuell und kurzfristig umgesetzt werden.
Maßnahmen
Beschreibung der Maßnahme:
Die Aufgaben der einzelnen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter müssen rechtzeitig geplant und auf alle Teammitglieder gleichmäßig verteilt werden. Es gibt einen zentralen Informationsspeicher sowie feste Termine für Besprechungen. So können Aufgaben im Bedarfsfall rechtzeitig im Team weitergegeben werden.
Die familiäre Situation der einzelnen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter wird bei der Besprechung der Arbeitsinhalte und -organisation im Team miteinbezogen. Sie wird bei der Urlaubs- und Schichtplanung berücksichtigt, ebenso bei Reisetätigkeiten und Terminen am Abend.
Vorteile- und Nachteile
+ Optimierung der Arbeitsprozesse
+ Weniger Stress und steigende Qualität der Arbeit
+ Reduzierung von Fehlzeiten
Voraussetzungen:
- Systematische Betrachtung und Besprechung bestehender Abläufe (z.B. in Form eines Ablaufdiagramms)
Beschreibung der Maßnahme:
Über flexible Pausenregelungen können Beschäftigte in den Arbeitspausen verschiedene Familienpflichten wahrnehmen (z. B. Arztbesuche für Angehörige koordinieren oder Kinder aus der Kindertagesstätte abholen).
Eine flexible Urlaubsregelung sieht die kurzfristige Möglichkeit vor, Urlaub in Notsituationen ohne lange Vorlaufzeiten nutzen zu können. Dies kann bei der Erkrankung eines Kindes oder einer plötzlichen Verschlechterung des Gesundheitszustands eines Pflegebedürftigen eine wichtige Unterstützung darstellen.
Vorteile- und Nachteile
+ Einfache und schnelle Form der Unterstützung
- Gegebenenfalls erhöhter Koordinierungsaufwand
Voraussetzungen:
- Innerbetriebliche Absprachen und Koordinierungen
- Geringe Vorlaufzeiten für Urlaubsanträge in familiären Notsituationen
Beschreibung der Maßnahme:
Viele Eltern müssen die Ferienzeiten ihrer Kinder zumindest zeitweise durch ihren eigenen Urlaub abdecken und sind daher bei der Urlaubsplanung besonders unflexibel. Eine familienbewusste Urlaubsplanung ermöglicht es, die Urlaubszeiten so zu legen, dass diese möglichst passend mit den familiären Bedarfen zusammenfallen. Zum Beispiel kann Beschäftigten mit schulpflichtigen Kindern ein besonderer Vorzug für die Urlaubsnahme während der bayerischen Schulferien eingeräumt werden.
Familienbewusstsein zeigt sich zudem in der Berücksichtigung der familiären Situation von Beschäftigten bei der Schichtgestaltung. In vielen Branchen wird die Arbeit nach dem Schichtsystem strukturiert, welches wiederum sehr unterschiedlich umgesetzt werden kann. Generell gilt, dass insbesondere Spät- und Wochenendschichten für Beschäftigte mit Kindern nachteilig sind. Insbesondere an Nachmittagen, Abenden und Wochenenden findet ein Großteil der gemeinsamen familiären Zeitgestaltung statt. Über eine familienbewusste Lage der Schichtarbeit können derartige Zeitkonflikte verhindert oder zumindest reduziert werden. Dabei kann die Schichtarbeit auch Vorteile bieten, da sie einerseits eine verlässliche Planung und andererseits auch Flexibilität bieten kann.
Wichtig ist, dass die Beschäftigten mit Familienverpflichtungen bei der Planung der Schichten beteiligt werden. Bei Bedarf kann in bestimmten Familienphasen vereinbart werden, dass innerhalb eines festgelegten Zeitraums nur eine bestimmte Schicht vergeben wird. Auch die Möglichkeit zur Teilzeit (zum Beispiel über geteilte Schichten) oder zur Nutzung von Arbeitszeitkonten besteht im Schichtdienst. Weiterhin kann eine Art Tauschbörse eingerichtet werden, in der die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter untereinander ihre Schichten tauschen können.
Vorteile- und Nachteile
+ Weniger Fehlzeiten
+ Zufriedenere Beschäftigte
Voraussetzungen:
- Frühe Absprachen
- Einbezug der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in die Planung
Beschreibung der Maßnahme:
Beschäftigte mit Familienpflichten stehen oftmals vor der Situation, dass sie ihren Arbeitsplatz kurzfristig verlassen müssen, weil beispielsweise die Kinderbetreuung plötzlich ausfällt oder ein familiärer Notfall eingetreten ist. Wenn im Vorfeld im Team vereinbart wird, welche Vertretungsregelungen bei Abwesenheit der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter gelten, können diese problemlos auf solche Notfälle reagieren. Bestimmte Aufgaben und Zuständigkeiten werden auf eine oder mehrere Vertretungspersonen verteilt. So kann der kurzfristige Ausfall innerhalb des Teams schnell kompensiert und mögliche Arbeitsausfälle verhindert werden.
Vorteile- und Nachteile
+ Positive Effekte zur Teambildung (fördert den Zusammenhalt)
+ Klare Zuständigkeiten und Aufgabenprofile
+ Schnelle Kompensation von kurzfristigen Ausfällen
Voraussetzungen:
- Übertragbarkeit der Aufgaben
- Gute Abstimmung und Festlegung von Zuständigkeiten im Team
- Förderung einer positiven Teamkultur
Beschreibung der Maßnahme:
Für viele Beschäftigte – unabhängig von ihrer Familiensituation – führt das Gefühl, ständig erreichbar sein zu müssen, zu Stress. Insbesondere aber Beschäftigte mit familiärer Verantwortung brauchen Freiräume außerhalb der Erwerbsarbeit und Zeit für die Familie. Arbeitgeberinnen und -geber und Vorgesetzte können diesen Wunsch unterstützen, indem sie klare Regeln zur Erreichbarkeit kommunizieren. So kann beispielsweise festgelegt werden, dass Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in dringenden Fällen am Abend oder am Wochenende erreichbar sind – jedoch nur zu genau definierten Zeiten. Außerhalb dieses Zeitkorridors antworten die Beschäftigten weder auf Anrufe noch E-Mails.
Klar definierte Erreichbarkeitsregelungen erleichtern es den Beschäftigten, den notwendigen Ausgleich zur Erwerbsarbeit zu finden. Sie sind weniger gestresst und können in ihrer Freizeit „abschalten“ und die Zeit mit der Familie genießen. So können sie entspannter und motivierter in den nächsten Arbeitstag starten.
Vorteile- und Nachteile
+ Höhere Arbeitszufriedenheit
+ Verbesserte Leistungsfähigkeit
+ Geringere Fehlzeiten- und Krankheitsquoten
+ Förderung zielführender Arbeitsprozesse
Voraussetzungen:
- Klare Arbeitszeitregelungen (z.B. Erreichbarkeit nur während der Kernzeiten)
- Sensibilisierung von Führungskräften zum Abbau einer Erreichbarkeitskultur
Beschreibung der Maßnahme
Wenn wichtige Besprechungen am späten Nachmittag oder in den Abendstunden stattfinden, kann dies für Beschäftigte mit Familienverantwortung problematisch werden: Unter Umständen liegt das Meeting genau in der Zeitspanne, in der sie ihre Kinder von der Kinderbetreuung abholen oder ihren pflegebedürftigen Angehörigen eigentlich das Abendessen zubereiten müssen. Wenn bei der Organisation derartige Verpflichtungen berücksichtigt werden, kann das die Beschäftigten entlasten. Insbesondere bei Teilzeitbeschäftigten, die Familie und Beruf vereinbaren, muss Rücksicht auf deren reguläre Arbeitszeiten und familiären Pflichten genommen werden.
Vorteile- und Nachteile
+ Hohe Planbarkeit für Beschäftigte mit Familienpflichten
+ Besprechungen und Übergaben mit allen Teammitgliedern möglich
Voraussetzungen
- Planbare und strukturierte Arbeitsabläufe
Beschreibung der Maßnahme
Auch heute noch gilt eine lange Anwesenheit am Arbeitsplatz als ein Indikator für gute Arbeit. Nicht selten entscheidet eine regelmäßige, ganztägige Präsenz am Arbeitsplatz daher auch über die Aufstiegschancen der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Insbesondere für Beschäftigte mit Familienverpflichtungen kann das Gebot der langen Präsenszeiten dazu führen, dass sich Familie und Beruf schlecht vereinbaren lassen. Arbeitgeberinnen und -geber können hier Abhilfe schaffen, indem sie eine ergebnisorientierte Arbeitsorganisation einführen und so den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern eine freie Zeiteinteilung ermöglichen. Dabei liegt der Fokus darauf, dass die vorher festgelegten Arbeitsergebnisse erreicht werden und nicht auf der dafür aufgewendeten Arbeitszeit. Auch die Lage der Arbeitszeit sowie der Arbeitsort sind nicht unbedingt festgelegt. Wichtig ist, dass am Schluss ein Ergebnis steht, mit dem alle Beteiligten zufrieden sind.
Indem Mitarbeitende je nach Bedarf ihren Arbeitsplatz später aufsuchen, ihn früher verlassen oder gar nicht ins Büro kommen, können sie ihre Arbeitszeiten besser an die Bedürfnisse ihrer Familien anpassen. Gleichzeitig bedeutet die Entkoppelung von Leistung und Präsenz, dass auch in einer Arbeitszeit von unter 40 Stunden gute Ergebnisse erzielt werden können.
Vorteile- und Nachteile
+ Höhere Motivation
+ Abbau einer Präsenzkultur
+ Optimierte Arbeitsprozesse
Voraussetzungen
Arbeitsinhalte müssen ergebnisorientiertes Arbeiten zulassen
Systematik zur Überprüfung von Arbeitsergebnissen
Reflexionsgespräche
Beschreibung der Maßnahme
Insbesondere, wenn ein Arbeitsplatz mit langen Ansprechzeiten für Beschäftigte und Kunden verbunden ist, kann dies die Vereinbarkeit von Familie und Beruf erschweren. Eine Möglichkeit stellt hier das sogenannte Jobsharing dar, bei dem sich in der Regel zwei Beschäftigte eine Vollzeitstelle inhaltlich-organisatorisch teilen. Es handelt sich somit um eine besondere Variante der Teilzeitarbeit.
Mit der Teilung des Arbeitsplatzes geht zugleich die gemeinsame Verantwortung für einen bestimmten Aufgaben- oder Zuständigkeitsbereich einher. Der Mehrwert gegenüber einer „einfachen“ Teilzeitstelle ist der, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter auch die Verantwortung für Vollzeitprojekte übernehmen können. Somit stellt Jobsharing insbesondere für Fach- und Führungskräfte eine gute Lösung bei der Vereinbarkeit von Familie und Beruf dar.
Bei der Aufteilung der Vollzeitstelle bestehen neben einer 50/50-Kombination viele weitere Möglichkeiten. So kann die Stelle auch 60/40, 70/30 oder 55/45 aufgeteilt werden. Insbesondere auf Führungspositionen, die mit einem erhöhten Arbeitsaufwand einhergehen, kann auch die Aufteilung einer 120 oder 150 Prozent-Stelle sinnvoll sein. Wie die Arbeitszeiten aufgeteilt werden, legen die beiden teilenden Beschäftigten selbst fest. Über die Woche verteilt sind ebenfalls verschiedene Möglichkeiten denkbar: So können beide Beschäftigten 5 Tage lang in Teilzeit arbeiten und sich mittags ablösen, oder sie sind an bestimmten Tagen in der Woche in Vollzeit anwesend. Eine Kombination aus Voll- und Teilzeittagen ist ebenfalls möglich. Beide Beschäftigte können jeweils getrennte Verträge oder einen gemeinsamen Arbeitsvertrag haben.
Damit das Jobsharing gelingt, müssen sich beide Beschäftigte sowohl untereinander als auch mit dem Team bzw. den Vorgesetzten regelmäßig abstimmen und Informationen austauschen. Hilfreich kann hierbei ein festgelegter Meeting-Tag sein, an dem beide Beschäftigte gleichzeitig anwesend sind.
Jobsharing stellt nicht nur für die Beschäftigten einen deutlichen Gewinn dar, auch das Unternehmen profitiert: Die beiden teilzeittätigen Jobsharer sind zusammen produktiver als eine Vollzeitkraft, gleichzeitig besteht durch die geteilte Stelle eine vollständige Erreichbarkeit. Auch der kurzfristige Ausfall einer der Arbeitskräfte, zum Beispiel im Falle einer familiären Notsituation, bei Krankheit oder Urlaub, kann schneller kompensiert werden. Zudem ergänzen sich die Beschäftigten in ihren Kompetenzen und Wissensbereichen, was einen klaren Mehrwert für das Unternehmen schafft.
Vorteile- und Nachteile
+ Gesteigerte Produktivität
+ Gesicherte Erreichbarkeit
+ Schneller Ersatz bei Ausfall
+ Mehr Wissen und Kompetenzen auf einer Vollzeitstelle
+ Übernahme von Verantwortung auch in Teilzeit einfach möglich, Karriere auch in Teilzeit möglich
Voraussetzungen
- Teilbare Aufgabenbereiche
- Passendes Jobsharing-Team
- Regelmäßiger Austausch
- Gesteigerter Kommunikations- und Koordinationsaufwand möglich
Beschreibung der Maßnahme
Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern kann die Vereinbarkeit von Familie und Beruf erleichtert werden, wenn direkt bei der Bildung von Teams die familiäre Situation der einzelnen Beschäftigten sowie deren Qualifikationen miteinbezogen werden. Denn wenn alle Teammitglieder ähnliche Kompetenzen haben, kann bei einem familiär bedingten Ausfall ein anderes Mitglied Aufgaben zeitweise übernehmen.
Auch bei der regelmäßigen Verteilung und Organisation der Arbeit innerhalb des Teams können die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter selbstständiger darüber entscheiden, wer welche Aufgaben wann und wo erledigen soll. So können familiäre Verpflichtungen besser wahrgenommen werden.
Vorteile- und Nachteile
+ Schnelle Kompensation von kurzfristigen Ausfällen
+ Klare Zuständigkeiten und Aufgabenprofile
Voraussetzungen
- Übertragbarkeit der Aufgaben
- Gute Abstimmung und Festlegung von Zuständigkeiten im Team
- Förderung einer positiven Teamkultur
Beschreibung der Maßnahme
Oftmals ist es für Beschäftigte mit Familienverantwortung von Vorteil, wenn sie direkt im Team ihre Arbeitszeiten koordinieren und festlegen können. So können die Arbeitszeiten über Absprachen ein Stück weit den privaten Verpflichtungen angepasst werden. Ein weiterer Vorteil von teamorientierten Arbeitszeiten ist zudem, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter kurzfristig füreinander einspringen oder bei Bedarf ihre Arbeitszeiten tauschen können. Der Arbeitsablauf wird bei plötzlichen Ausfällen nicht gestört. Zur Koordination bietet sich ein gemeinsamer Kalender an, der beispielsweise im Intranet verfügbar ist. Mit Hilfe dieses Plans können alle Teammitglieder sehen, wer wann arbeitet.
Durch Transparenz und gegenseitiges Entgegenkommen können Konflikte im Team verhindert werden. Dabei kann das Team schon aus zwei Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern bestehen, die durch die Absprache ihrer Arbeitszeiten ihre Vereinbarkeitssituation verbessern.
Vorteile- und Nachteile
+ Keine Störung des Arbeitsablaufs bei kurzfristigem Ausfall von Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter
+ Förderung einer Teamkultur
+ Förderung eigenverantwortlicher Arbeits- und Arbeitszeitgestaltung
Voraussetzungen
- System oder Plattform zur teamorientierten Planung der Arbeitszeit (z.B. Intranet)