vbw Onlinekongress "Vereinbarkeit von Pflege und Beruf"

vbw Onlinekongress "Vereinbarkeit von Pflege und Beruf"

Im Rahmen eines OnlineKongresses am 27. Oktober 2020 hat die vbw den Interessenskonflikt zwischen Pflege und Beruf aufgegriffen und mit Vertretern aus Wirtschaft und Politik diskutiert, wie die Vereinbarkeit von Pflege und Beruf noch besser gelingen kann.

Die Vereinbarkeit von Pflege und Beruf ist ein Spezialthema für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Anders als bei der Kinderbetreuung, die im Regelfall im Zeitverlauf weniger arbeitsintensiv wird, ist die Pflege naher Angehöriger mit zunehmenden Belastungen verbunden. Schon jetzt sind etwa 3,4 Millionen Menschen in Deutschland pflegebedürftig, davon rund 330.000 Menschen in Bayern (Stand: 2018). Die demografische Entwicklung in der Gesellschaft und in den Unternehmen erhöht die Bedeutung des Themas. Bis zum Jahr 2060 werden sich die Zahlen nahezu verdoppeln. Rund drei Viertel aller Pflegebedürftigen werden derzeit zuhause von ihren Angehörigen betreut, von denen viele berufstätig sind. Für einen Großteil der Beschäftigten ist dies Herausforderung und Bedürfnis zugleich: Zwei Drittel aller Berufstätigen halten es für ausdrücklich wünschenswert, dass Pflegebedürftige so weit wie möglich durch Angehörige betreut werden.

 

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Brossardt: Arbeitgeber und Arbeitnehmer brauchen mehr Flexibilität

vbw Hauptgeschäftsführer Bertram Brossardt betonte, dass die Bayerische Wirtschaft sich mit aller Kraft für bessere Regelungen einsetzt, die Vereinbarkeit von Pflege und Beruf aber eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe ist, für deren Umsetzung es staatliche Anstrengungen braucht.

Brossardt machte deutlich: „Die Begrenzung der täglichen Höchstarbeitszeit auf zehn Stunden und auch die pauschale elfstündige tägliche Mindestruhe passen nicht mehr zum modernen, digitalen Arbeitsleben. Diese Regelungen widersprechen zudem den Interessen vieler Arbeitnehmer, die sich mehr Flexibilität wünschen, um Beruf und Pflege unter einen Hut zu bekommen. An der geringen Inanspruchnahme der gesetzlich garantierten Auszeiten für pflegende Angehörige sehen wir: Die individuelle Vereinbarung im Betrieb ist immer die bessere Option. Dafür brauchen beide Seiten mehr Spielräume."

Darüber hinaus fordert die vbw, haushaltsnahe Dienstleistungen zu stärken. Die Kosten für ambulante Pflege, Kinderbetreuung und Haushalt müssen in Zukunft steuerlich voll abzugsfähig sein. Das würde es vielen Beschäftigten finanziell erleichtern, externe Hilfe in Anspruch zu nehmen. Denn: Finanzielle Zwänge bestimmen häufig die Entscheidung darüber, ob ein naher Angehöriger in einer Einrichtung oder zuhause gepflegt wird. Von der Politik erwartet die vbw, die Ungleichbehandlung mit der Kinderbetreuung abzuschaffen.

 

Der Familienpakt Bayern berät zur gesamten Bandbreite an Maßnahmen

Gleichzeitig gilt aber auch: Die Anpassung gesetzlicher Regelungen ist nur Teil der Aufgabe. Die Bedeutung einer pflegesensiblen Personalführung muss auch bei den Unternehmen ankommen. Der andere Teil der Aufgabe ist daher die stetige Information darüber, wie sich das Thema im Betrieb selbst bestmöglich abbilden lässt. Daher hat die vbw 2015 gemeinsam mit der Bayerischen Staatsregierung, dem Bayerischen Industrie- und Handelskammertag sowie dem Bayerischen Handwerkstag den Familienpakt Bayern geschlossen, in dessen Rahmen auch der Kongress stattfand.

Zentraler Bestandteil dieses Pakts ist eine Servicestelle, die Unternehmen in allen Fragen zur Vereinbarkeit von Familie und Beruf berät. Mit der Servicestelle verfolgt der Familienpakt einen klassischen Baukastenansatz: Jeder Betrieb soll mithilfe kompetenter Beratung die individuell besten Lösungen für sich und seine Mitarbeiter finden.

 

Weitere Informationen, sowie die Videoaufzeichnung der Veranstaltung, finden Sie auf der Seite des vbw. Weiterlesen 

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