Insgesamt 15 Fachbeiträge im aktuellen Pflegereport beleuchten die Ursachen der notwendigen Reformen, diskutieren bestehende Herausforderungen und zeigen Lösungswege auf.
Die Reformen der Pflegeversicherung, die dringend notwendigen Reformen durch das Pflegestärkungsgesetz III, die Einführung der Pflegegrade sowie die Veränderung des Pflegebedürftigkeitsbegriffs – sie haben die Situation pflegender Angehöriger spürbar verbessert.
Vereinbarkeit von Pflege und Beruf - ein Thema für Arbeitgeber
Verstärkt setzen sich auch Arbeitgeber dafür ein, das Thema Vereinbarkeit von Pflege und Beruf aus der Tabuzone zu holen. Sie habe ihre Teams sensibilisiert und kreative Lösungen entwickelt, um für betroffene Mitarbeitende in der Situation der Doppelt- und Mehrfachbelastung bessere Bedingungen zu schaffen.
Eine flexible Arbeitsorganisation, die Möglichkeit der Nutzung von Home-Office oder mobiles Arbeiten sind dabei hilfreiche Unterstützungsmaßnahmen, ebenso wie das Implementieren von Pflegelotsen in Unternehmen. Einige Unternehmen bündeln ihre Aktivitäten auch in Netzwerken und unterstützen z.B. betriebsübergreifend mit Belegplätzen in der Tagespflege, damit sich ihre Mitarbeiter familiären Pflegeaufgaben widmen können. Und auch Zeitspenden durch ehrenamtliche Helferinnen und Helfer aus den Belegschaften werden immer häufiger als Unterstützungsleistung angedacht.
Subjektive Doppelt- und Mehrfachbelastung
Diese Entwicklung ist sehr zu begrüßen und zeugt von einem generellen Umdenken in der Arbeitswelt. Dennoch fühlen sich laut Pflege-Report 2020 des Wissenschaftlichen Instituts der AOK (WIdO) Betroffene subjektiv durch die Pflege weiterhin zeitlich und psychisch stark belastet.
Auffällig ist hier, dass die finanzielle Eigenbeteiligung der Haushalte im Durchschnitt bei nur 250 Euro liegt. Geld scheint also nicht das Problem zu sein. Die meisten pflegenden Angehörigen wünschen sich, dass man ihren individuellen Bedarf stärker in den Blick nimmt, denn das Engagement der Familienmitglieder untereinander ist sehr ungleich verteilt. Nach wie vor wird häusliche Pflege maßgeblich von Frauen ausgeführt.
Hilfreich wären daher mehr Angebote zur Entlastung durch Personen, die bereit sind, mehr Fürsorgearbeit im konkreten Fall zu übernehmen – da zu sein, bei der Haushaltsführung, bei der Betreuung und Körperpflege. Das Engagement der Familienmitglieder untereinander, auch das verdeutlicht der Bericht, ist sehr ungleich verteilt und Ambulante Dienste können den Bedarf an „Kümmerer-Zeit“ kaum decken.
Was das für Arbeitgeber bedeutet?
Sie sind mit Ihren bisherigen Überlegungen zur Vereinbarkeit von Pflege und Beruf auf dem richtigen Weg, müssen aber in der konkreten Umsetzung stärker am Ball bleiben.
Handlungsbedarf durch den demographischen Wandel
Flexible und individuelle Lösungen für pflegende Angehörige in der Berufswelt werden weiterhin von großer Bedeutung sein und eher noch dringlicher werden.
Derzeit sind in Deutschland rund 3,4 Millionen Menschen pflegebedürftig. Gut drei Viertel der Pflegebedürftigen werden durch Angehörige allein oder mit Unterstützung von Pflegediensten betreut (Stat. Bundesamt, 2018)
Fast die Hälfte der circa 4,5 Millionen Personen, die sich derzeit um hilfs- oder pflegebedürftige Angehörige kümmern, ist aber berufstätig (47,5 Prozent beziehungsweise 2 Millionen)!
Diese Zahlen sprechen für sich und sollten jedem Unternehmen und Betrieb in Bayern die Brisanz des Themas deutlich machen. Hier besteht in den kommenden Jahren echter Handlungsbedarf!
Weitere Informationen und Angebote für Arbeitgeber:
- Pflege und Beruf im Fokus - Was Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber für eine pflegesensible Personalpolitik wissen müssen Webseite Familienpakt Bayern
- Online Seminar „Vereinbarkeit von Pflege und Beruf“ (30.09.2020) Anmelden
- vbw Onlinekongress „Vereinbarkeit von Pflege und Beruf“ (27.10.2020) Anmelden
- Beratungswerkstatt online „Vereinbarkeit von Pflege und Beruf“ (17.11.2020) Anmelden
- Pflegereport 2020 Weiterlesen