Vorbei sind die Zeiten, als Familienpolitik als „Gedöns“ abgetan wurde. Längst hat auch die Wirtschaft erkannt, dass die Vereinbarkeit von Familie und Beruf ein wichtiges Kriterium im Wettbewerb um Fachkräfte ist – besonders im ländlichen Raum.
Schließlich müssen hier die Unternehmen dem Sog in die Ballungszentren entgegen wirken. Und zwar nicht nur die großen, weltweit agierenden Unternehmen, sondern auch die kleinen und mittelständischen Betriebe vor Ort.
Christoph Vetter, Schreinermeister aus Waldkraiburg, hat das längst erkannt. Er ist einer von insgesamt 13 Betrieben, die heute im Rahmen einer offiziellen Urkundenübergabe durch Landrat Georg Huber und dem Amtschef im Bayerischen Arbeits- und Familienministerium, Michael Höhenberger, Mitglied im Familienpakt Bayern wurden. Mit seiner Beteiligung möchte Vetter bewusst ein Zeichen setzen, dass auch Betriebe mit weniger Mitarbeitern, die noch dazu auch auf Montage müssen, familienfreundlich sein können. „Wir haben ein Zeitarbeitskonto eingeführt. Wir verstehen uns als Team: Hat jemand familiäre Verpflichtungen, fangen es die Kollegen auf und umgekehrt“, so der Schreinermeister über seine familienfreundliche Firmenphilosophie. Als schöne Geste ist es in der Schreinerei Vetter auch schon Tradition, dass die Auszubildenden die Kinderzimmermöbel für den Nachwuchs der Mitarbeiter anfertigen. Gerlinde Dilg, Personalleiterin bei der Firma ODU GmbH & Co. KG, einem international führenden Anbieter von Steckverbindungssystemen mit Sitz in Mühldorf a. Inn und weltweit rund 1650 Mitarbeitern, erläuterte in ihrem Statement, dass man bei ODU auf flexible Zeitmodelle setze – auch im Schichtbetrieb.
Alle beteiligten Firmenvertreter waren sich einig, dass sich Familienfreundlichkeit auszahle. Familienfreundliche Strukturen steigern ihrer Erfahrung nach die Motivation der Mitarbeiter und dies wiederum wirkt sich auf die Produktivität aus.
Für Amtschef Michael Höhenberger steht außer Frage, dass Familienfreundlichkeit ein Wettbewerbsvorteil ist: „Viele Fachkräfte achten bei der Suche nach dem richtigen Arbeitgeber auf die Vereinbarkeit von Familie und Beruf. Betriebe, die das erkennen und umsetzen, haben bei der Suche nach qualifiziertem Nachwuchs die Nase vorn. Damit Familienfreundlichkeit gelingt, unterstützen wir Unternehmen mit dem Familienpakt Bayern. Ich freue mich sehr, dass ich heute 13 neue Mitglieder aus dem Raum Mühldorf am Inn begrüßen kann. Sie zeigen, dass Familienfreundlichkeit nicht von der Größe oder der Art des Betriebes abhängt. Individuelle Lösungen sind in jedem Betrieb möglich.“
Das bestätigte auch die Projektleiterin der Servicestelle Familienpakt Bayern, Teresa Erben, in ihrem Impulsvortrag zum Thema „Betriebliches Familienbewusstsein – Voraussetzungen und Nutzen.“ Längst sei nicht mehr allein das Gehalt ausschlaggebend, sich für eine bestimmte Stelle zu entscheiden, sondern auch die Frage, wie sich in einem Unternehmen Beruf und Familie vereinbaren lassen. Sie betonte dabei auch, dass die Vermarktung nach außen und der gegenseitige Austausch und die Vernetzung untereinander sehr wichtig seien. Hier können man gegenseitig von Ideen und Maßnahmen profitieren.
Landrat Georg Huber war sichtlich erfreut, dass so viele Unternehmen Interesse an diesem Thema zeigen und bedankte sich bei den Teilnehmern. Er regte an, das Netzwerk künftig auszubauen und zu intensivieren. Das Landratsamt Mühldorf a. Inn ist übrigens ebenfalls als Arbeitgeber Mitglied im Familienpakt Bayern. „Schließlich sind auch wir auf qualifiziertes Personal angewiesen, um die Dienstleistung für die Bürgerinnen und Bürger bieten zu können“, so Landrat Huber. Große Chancen in diesem Bereich sehe er auch in der fortschreitenden Digitalisierung.
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Die Servicestelle Familienpakt Bayern unterstützt die bayerische Wirtschaft, die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu verbessern. Ausführliche Informationen zur Servicestelle, zu den einzelnen Maßnahmen aber auch für neue Interessenten sind unter www.famillienpakt-bayern.de zu finden.
Ansprechpartner am Landratsamt ist die Kreis- und Regionalentwicklung
Anita Höpfinger
Tel: 08631/699-798
Mühldorf am Inn, 13.10.2017