Der Anspruch an die eigene Leistung? Hoch!
Das Bündnisplenum des Bündnis für Familie am vergangenen Donnerstag schaffte den Rundumschlag. Familien konnten sich darüber informieren, wie Vereinbarkeit von Beruf und Familie tatsächlich funktionieren kann. Unternehmen erhielten einen Einblick in die familienfreundliche Personalpolitik anderer Klein- und Mittelständler. Und Verwaltung und Politik konnten zahlreiche Anregungen für mehr Familienorientierung beim Nachbarlandkreis Günzburg einholen, der für seine Familien- und Kinderfreundlichkeit bekannt ist – auch abgesehen von dem Zugpferd Legoland.
Vereinbarkeit von Beruf und Familie ist ein großes Thema. Aber warum? Familie und Arbeit – zwei Begriffe, die auf den ersten Blick nicht zusammen gehören – zumindest war das bis vor gar nicht allzu langer Zeit noch so. Ein Elternteil – zumeist der Mann – arbeitet, macht vielleicht Karriere. Ein Elternteil – zumeist die Frau – managet das Familienleben. Zwei Erlebniswelten, keine Berührungspunkte.
Die Zeit, in der dieses Familienbild die Regel war, ist erstaunlicherweise noch gar nicht so lange her. Laut einer Sinus-Studie wuchs erst in den 1990er Jahren, also vor gerade einmal 20 Jahren, die Akzeptanz für die Fremdbetreuung von Kindern im Westen Deutschlands und damit die Möglichkeit für Frauen, stärker in die Arbeitswelt vorzudringen. Die Gestaltung von Berufs- und Familienleben konnte sich verändern.
Heute ist das anders. Frauen und Männer wollen gleichermaßen Teil beider Erlebniswelten sein. Beide stecken sich ihre Ziele im Berufsleben und möchten die Erziehung der Kinder partnerschaftlich gestalten. Die Balance zwischen Privatleben und beruflichen Zielen ist den heutigen Paaren äußerst wichtig.
Und sie haben Glück! Der sehr gute Arbeitsmarkt – in Donau-Ries ist abermals die Arbeitslosenquote gesunken - erlaubt ihnen derzeit, sich den Arbeitgeber gewissermaßen auszusuchen, der am besten zu ihrem Lebenskonzept passt.
Was hat das nun mit dem Bündnis für Familie zu tun? Familienförderung ist eines der wichtigsten Maßnahmen im Zusammenhang mit der Fachkräftesicherung. Die sogenannten Best-Ager, Know-How- bzw. Leistungsträger sind Männer und Frauen im Alter von Mitte Zwanzig bis Ende 40 – das Alter, in dem auch die Familie und eben diese Balance zwischen Privat und Berufsleben bei immer mehr Personen eine große Rolle spielen. „Im Kampf um geeignetes Personal muss Familienfreundlichkeit eine tragende Rolle spielen", erklärt auch Landrat Stefan Rößle. „das können auch wir als Arbeitgeber bestätigen. Das Landratsamt beschreitet dabei mit der Zertifizierung durch das audit berufundfamilie einen erfolgreichen Weg und möchte Vorbild für andere Arbeitgeber im Landkreis sein", so der Landrat.
Auch das Bündnis für Familie kann hier maßgeblich unterstützen. In Workshops für Unternehmen und in der Netzwerkarbeit bietet das Bündnis für Familie Informationen, Austauschmöglichkeiten und Beratung rund um das Thema Vereinbarkeit Beruf und Familie. Dabei sind natürlich die großen Player des Landkreises gefragt. Aber auch oder insbesondere die kleinen und mittelständischen Unternehmen kann das Bündnis für Familie etwas leisten. Denn für die ist der Spagat zwischen idealistischen Zielen in Sachen Familienfreundlichkeit und den finanziellen wie organisatorischen Hürden bei der Umsetzung besonders groß. Gleichzeitig sind es aber genau die, die mit der Besetzung ihrer Stellen am meisten zu kämpfen haben bzw. darunter leiden, wenn qualifiziertes Personal fehlt.
Beim Bündnisplenum am 11. Mai in Blossenau überzeugten Barbara Wahonka, Inhaberin eines Sprachdienstleisters, und Stephanie Günther, Personalleiterin eines Babytragetuchherstellers, die anwesenden Unternehmen von der Wichtigkeit familienfreundlicher Unternehmensführung. Die Preisträgerinnen des Unternehmenswettbewerbs „Erfolgreich.Familienfreundlich" vom Familienpakt Bayern ließen die Teilnehmer in ihre Karten schauen und konnten durch ihren spannenden Vortrag glaubhaften vermitteln, dass sich Familienfreundlichkeit vor allem in Sachen Mitarbeitergewinnung und –bindung sowie Arbeitsleistung und Motivation auszahlt. Dafür seien, so Stephanie Günther, nicht immer „große Maßnahmen" notwendig. Flexibilität und eine offene Kommunikation seien der Schlüssel bei dieser Thematik.
Aber nicht nur Arbeitgeber stehen miteinander im Wettbewerb um Fachkräfte. In Zeiten größtmöglicher Mobilität ist es nicht mehr so wichtig, wo sich der Arbeitsplatz befindet, sondern wie die Lebensqualität vor Ort ist. Was braucht es, um für Familien als Lebensort attraktiv zu sein? Was hält jungen Menschen hier und was bewegt Familien dazu, sich für Donau-Ries als Lebensmittelpunkt zu entscheiden?
Meinrad Gackowski, Familienbeauftragter der Familien- und Kinderregion Günzburg stellte zahlreiche Möglichkeiten familienfreundlicher Maßnahmen vor. Auch er bestätigte, dass sich die konsequente Umsetzung ihres familienbezogenen Leitbildes auszahlt. Für die kommenden Jahre waren dem Landkreis eigentlich große Abwanderungszahlen prognostiziert worden. Evaluationen belegen eindeutig, dass der Landkreis Günzburg in den vergangenen Jahren nicht nur an Bekanntheit und Image gewann, sondern dass dank der Unterstützung von Unternehmen bei der Einführung familienfreundlicher Maßnahmen sowie durch zahlreiche Projekte für mehr Familienfreundlichkeit im Landkreis, diese Prognosen revidiert werden müssen, da die Zuzugszahlen stetig steigen.
Aber auch Familien wurden auf dem Bündnisplenum explizit angesprochen. Schließlich geht es bei all den Überlegungen zum Thema Vereinbarkeit und Familienfreundlichkeit um SIE. Denn sie sind es ja, die letztendlich alles unter einen Hut bringen und die sich den täglichen Herausforderungen stellen müssen. Im Workshop „Work-Life-Balance für Familien" erarbeitete Nicole Reidelbach von Reidelbach-Seminare mit Eltern, wie sie vom hohen Leistungsanspruch an sich selbst auf eine individuell ausgewogene Balance von Familie und Beruf kommen.
Zwischenzeitlich fand die musikalisch humorvolle Sichtweise der MALeDiven auf Familienleben besonders guten Anklang.
Familienbeauftragte ud Koordinatorin des Bündis für Familie Sina Scheiblhofer LRA
Servicestelle Familienpakt Bayern