Auf Einladung der Vereinigung der Bayerischen Wirtschaft e.V. kamen am Mittwoch, den 16.11.2016, in München Vertreter aus Politik, Wirtschaft und Pflegebetrieben zu einer Expertendiskussion zum Thema Vereinbarkeit von Pflege und Beruf zusammen.
Bereits heute sind in Deutschland rund 2,3 Millionen Menschen pflegebedürftig. Bis zum Jahr 2030 wird diese Zahl um mehr als eine Million steigen. Schätzungen des Bayerischen Gesundheitsministeriums zufolge werden mehr als zwei Drittel der Pflegebedürftigen von nahen Angehörigen neben dem Beruf zu Hause gepflegt. Damit dieser Spagat zwischen Beruf und Pflege gelingen kann, sind vor allem auch die Unternehmen gefragt, flexible Lösungen zu finden und eine pflegesensible Personalpolitik umzusetzen.
Das Ziel müsse es sein, die Vereinbarkeit von Pflege und Beruf zu fördern, so Martin Höhenberger, Amtschef des Staatsministeriums für Arbeit und Soziales, Familie und Integration. Von Seiten der Unternehmen gelte es, Rahmenbedingungen zu schaffen, die die Angestellten bei Eintritt eines Pflegefalls unterstützen und entlasten würden.
Für vbw-Geschäftsführer Ivor Parvanov ist die BMW Group ein Paradebeispiel, wenn es darum geht, Mitarbeiter mit personalpolitischen Maßnahmen bei ihrem Pflegeaufgaben bestmöglich zu unterstützen. „Das Thema Pflege ist ein wesentlicher Aspekt für die Gesundheit und Leistungsfähigkeit unserer Angestellten“, stellte Rudolf Reichenauer, Leiter der Abteilung Arbeitsumfeld und Gesundheit bei der BMW Group im Rahmen der Veranstaltung. Neben der 2012 eingeführten firmeninternen Familienpflegezeit-Vereinbarung stehen den Angestellten des Münchner Automobilherstellers bereits seit einigen Jahren im akuten Pflegefall zahlreiche Maßnahmen zur Verfügung, wie beispielsweise flexible Arbeitszeiten, unbezahlte Freistellung für bis zu zehn Tage sowie eine Anlauf und Beratungsstelle. Nichtsdestotrotz räumt Rudolf Reichenauer auch ein, dass ein solcher Maßnahmenkatalog für kleine und mittelständische Unternehmen wohl nicht so einfach umzusetzen sei. Zudem mangele es oft auch an Notfallbetreuungsplätzen, wie Vertreter der Pflegebetriebe anmerken. Ein dennoch positives Fazit zog Prof. Dr. Irene Gerlach während des Pflegekongresses. Obwohl die Vereinbarkeit von Pflege und Beruf viele Unternehmen noch vor enorme Herausforderungen stellt, sei man beim Thema Beruf und Pflege bereits heute auf einem guten Weg, so Leiterin des Forschungszentrums Familienbewusste Personalpolitik klarstellt.
Servicestelle Familienpakt Bayern