Heute ist Weltfrauentag. Der Tag im Jahr, an dem Frauen im Licht der Öffentlichkeit stehen. Aber wie sieht es in Unternehmen aus? Das Thema ist nicht neu, aber immer noch topaktuell: In den meisten Branchen und Betrieben fehlen Fachkräfte. Gleichzeitig bleibt das Potenzial vieler Frauen ungenutzt, vor allem das von Frauen mit Kindern.
Vermutlich würden die meisten Arbeitgeber von sich behaupten, Frauen zu fördern. Aber um dem Fachkräftemangel auch künftig zu begegnen, brauchen sie nicht nur einzelne Angebote zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Gefragt ist eine ganzheitliche Strategie, die auch die Männer im Blick behält.
Wer ist mit Vereinbarkeit gemeint?
Noch immer richten sich Angebote zur Vereinbarkeit von Beruf und Familie vor allem an Mütter. Im Rahmen der Studie „Vereinbarkeit 2020“ gaben 73 Prozent der befragten Unternehmen an, dass das voll bzw. eher auf sie zutrifft. Väter sind nur bei 50 % der befragten Unternehmen gemeint.
Quelle: Vereinbarkeit 2020, berufundfamilie Service GmbH
Partnerschaftlichkeit braucht Väter
Die partnerschaftliche Aufteilung von Familien- und Erwerbsarbeit ist für die heutige Generation der Eltern so wichtig wie nie zuvor. Viele Väter möchten nicht auf ihre Berufstätigkeit reduziert werden. 2021 gibt knapp die Hälfte (48 Prozent) der Väter an, dass im Idealfall beide Partner in ähnlichem Umfang erwerbstätig sind und sich Hausarbeit und Kinderbetreuung teilen sollten. Und mehr als die Hälfte der Väter (55 Prozent) mit Kindern unter zehn Jahren möchte etwa die Hälfte der Kinderbetreuung übernehmen.
Zwischen Wunsch und Realität klafft jedoch oft eine Lücke: Eine partnerschaftliche Aufteilung der Familien- und Erwerbsarbeit wird im Alltag kaum umgesetzt, nur 17 Prozent der Eltern übernehmen die Kinderbetreuung in etwa zu gleichen Teilen.
Allerdings verweisen Befunde darauf, dass Väter zwischen der Rolle des aktiven Vaters und des Familienernährers hin- und hergerissen sind. So denken 45 Prozent der Väter, dass sie nicht ausreichend Zeit für ihre Kinder haben. Damit Frauen also ihr Potenzial im Job entfalten können, brauchen sie Partner, die zeitliche Ressourcen für die Kinderbetreuung zur Verfügung haben.
Neue Impulse durch die Corona-Pandemie
Durch die Corona-Pandemie wurden die Karten neu gemischt. Ganze Belegschaften wurden von einem Tag auf den anderen ins Home-Office oder in Kurzarbeit geschickt, durch die Schließung von Schulen und Kitas mussten Eltern die Kinderbetreuung und Homeschooling selbst übernehmen. So haben in der Pandemie auch Väter zeitweise ihre Erwerbsarbeit gezwungenermaßen reduziert und sich verstärkt in die Familienarbeit eingebracht. Viele Väter übernahmen gemeinsam mit der Mutter die zusätzliche Betreuung der Kinder. Über flexible Arbeitszeitmodelle, Homeoffice und reduzierte Arbeitszeit konnte ein Teil der Väter erstmals erproben, wie ein partnerschaftliches Familienmodell im Alltag funktioniert. Die Pandemie war somit ein Experimentierfeld, das Väter für mehr Engagement in der Familie sensibilisiert hat. Dabei hat sich gezeigt, dass betriebliche Prozesse funktionieren und ökonomische Erfolge auch möglich sind, wenn Väter weniger im Betrieb präsent sind.
Vorgesetzte sind Schlüsselfiguren
Diese Entwicklungen gilt es in die Zeit nach Corona zu überführen. Ziel sollte sein, die partnerschaftliche Verteilung von Sorgearbeit zu fördern und Frauen wie Männern somit die gleichen Karrierechancen zu ermöglichen. Hier braucht es Führungskräfte, die Vorbilder sind und Väter dazu ermutigen, in Elternzeit zu gehen oder andere Familienfreundliche Maßnahmen wie Führung in Teilzeit oder Jobtandem in Anspruch zu nehmen – und diese Möglichkeiten selbst nutzen. Dazu gehört auch, den Vätern bei einer familienbedingten Auszeit die Angst vor einem damit verbundenen Karriereknick zu nehmen. Wie die Befragung des Familienpakt Bayern zeigt, gelingt 79 Prozent der Väter eine gute Vereinbarkeit, wenn der Vorgesetzte mit gutem Beispiel vorausgeht. Ohne Vorbild gelingt dies nur 17 Prozent der Väter.
Frauen profitieren von flexiblen Möglichkeiten
Home-Office, mobiles und hybrides Arbeiten: Was vor der Corona-Pandemie in vielen Betrieben undenkbar war, ist heute vielfach Realität. Es hat sich gezeigt, dass Beschäftigte auch im Home Office produktiv sind, oft sogar mehr als im Büro. Teams konnten vielfach gute Erfahrungen mit virtuellen Besprechungsformaten sammeln, so dass der frühere Präsenzzwang in vielen Betrieben mittlerweile keine Grundlage mehr hat. Das sind Entwicklungen, die insbesondere die Karrieremöglichkeiten von Frauen befördern. Wo Home-Office unbürokratisch möglich ist und Wegezeiten entfallen, können sich Frauen mit mehr Arbeitsstunden einbringen und früher wieder aus der Elternzeit zurückkehren.
Nutzen Sie unsere Webinar-Angebote
Passend zu unseren Ausführungen möchten wir Ihnen zwei Webinare ans Herz legen.
Neue Impulse aus der Corona-Zeit: Wie Arbeitgeber das betriebliche Familienbewusstsein zukunftsfähig gestalten
Am 27. April 2022 von 10:00 bis 11:30 Uhr
In diesem Online-Seminar erfahren Sie, wie Sie passende Voraussetzungen für die Vereinbarkeit von Familie und Beruf gestalten können. Der Impulsvortrag gibt anwendungsnahe Handlungsempfehlungen, wie Sie
- den Kulturwandel in die gelebte Praxis umsetzen,
- in der Kommunikation den Dialog mit den Beschäftigten verstärken und
- ihre Maßnahmen um flexible und bedarfsorientierte Instrumente anreichern können.
In der anschließenden Frage- und Diskussionsrunde können Sie eigene Anwendungsfragen, Impulse und Erfahrungen einbringen.
Lebensphasencheck: Wie Sie Lösungen für unterschiedliche Beschäftigtengruppen und Vereinbarkeitsbedarfe entwickeln
Am 19. Mai 2022 von 10:00 – 11:30 Uhr
Aktuelle Studien und viele erfolgreiche Praxisbeispiele zeigen, dass eine attraktive familien- und lebensphasenbewusste Personalpolitik die unterschiedlichen Lebensentwürfe der Beschäftigten, wie z.B. Freizeitverhalten, Mediennutzung oder Werteorientierung noch besser einbeziehen sollte. Erfahren Sie in diesem Online Seminar, wie die Informationen über die Lebensentwürfe Sie darin unterstützen können, passgenaue Lösungen für Ihre Beschäftigten zu finden. Der Impulsvortrag gibt anwendungsnahe Handlungsempfehlungen,
- Welche unterschiedlichen Beschäftigtengruppen in Ihrer Organisation zu berücksichtigen sind,
- welche Handlungsbedarfe sich daraus für die Vereinbarkeit von Familie, Beruf und Privatleben ergeben und
- welche Instrumente für eine flexible Arbeitsorganisation eingesetzt werden können, um alle Beschäftigten mitzunehmen.
In der anschließenden Frage- und Diskussionsrunde können Sie eigene Anwendungsfragen, Impulse und Erfahrungen einbringen.