Wochenschau vom 09.07.2021

Wochenschau vom 09.07.2021

Wir fassen zusammen: Bundesstiftung Gleichstellung nimmt ihre Arbeit auf, Inzidenz steigt wieder an, Delta-Variante dominiert erstmals, Kreuzimpfung: Wirksamkeit und Nebenwirkungen, Vorbereitung auf die nächste Coronawelle für Schulen und Kindergärten

Die Europäische Zentralbank (EZB) hat sich ein neues Inflationsziel gesetzt und damit ihre geldpolitische Strategie geändert. Die Währungshüter um Notenbank-Chefin Christine Lagarde streben künftig für den Euroraum eine jährliche Teuerungsrate von zwei Prozent an, wie die Notenbank mitteilte. Bisher hatte das Ziel „unter, aber nahe zwei Prozent" gelautet. Nun wird die EZB bei ihrem Bestreben, mittelfristig Preisstabilität im Währungsraum der 19 Staaten sicherzustellen, zumindest zeitweise "moderat über dem Zielwert" liegende Inflationsraten akzeptieren. Mit einem solchen "symmetrischen" Inflationsziel ist die Notenbank nicht mehr unmittelbar zum Reagieren gezwungen, sollten die Inflationsraten zeitweilig nach oben oder nach unten von dem prozentualen Ziel abweichen. Weiteres Ziel nach der Überprüfung ist ein höheres Gewicht für den Klimaschutz in der Geldpolitik. Der EZB-Rat habe "einen umfassenden Aktionsplan mit einem ehrgeizigen Fahrplan zur weiteren Einbeziehung von Klimaschutzüberlegungen in seinen geldpolitischen Handlungsrahmen beschlossen", teilte die Notenbank mit.

Was in der Woche passiert ist, fassen wir noch einmal für Sie zusammen.

 

Bundesstiftung Gleichstellung nimmt ihre Arbeit auf

Gestern hat die „Bundesstiftung Gleichstellung“ ihre Arbeit aufgenommen. Der Stiftungsrat, das Hauptorgan der Stiftung, war zu seiner konstituierenden Sitzung für die 19. Legislaturperiode zusammengekommen. Bundesgleichstellungsministerin Christine Lambrecht leitete die virtuelle Sitzung als Vorsitzende des Stiftungsrates, dem darüber hinaus neun Mitglieder des Deutschen Bundestags angehören.

Nachdem am 28. Mai 2021 das Errichtungsgesetz in Kraft getreten ist, hat die „Bundesstiftung Gleichstellung“ nun mit der Konstituierung ihres Hauptorgans einen weiteren Meilenstein erreicht. Der Stiftungsrat hat einen ambitionierten Zeitplan für die nächsten Schritte beschlossen: Noch in dieser Legislaturperiode soll das zweiköpfige Direktorium, das die Stiftung operativ leiten wird, in seine erste Amtszeit starten. Auch die ersten Personaleinstellungen sind noch vor Jahresende geplant, damit die Stiftung zügig ihren Aufgaben nachkommen kann.

Die Bundesstiftung Gleichstellung verfolgt drei Ziele:

  1. Sie will zeigen, wo es noch mehr Gleichstellung braucht und dafür Lösungen finden.
  2. Sie will Engagierte für die Gleichstellung vernetzen und sie unterstützen.
  3. Sie will das Wissen zu Gleichstellungsfragen vergrößern und mit Bürgerinnen und Bürgern diskutieren.

Die Errichtung der „Bundesstiftung Gleichstellung“ ist ein Vorhaben aus dem Koalitionsvertrag der Regierungsparteien und basiert auf der ersten ressortübergreifenden Gleichstellungsstrategie der Bundesregierung in der Geschichte der Bundesrepublik Deutschland.

Mehr Informationen finden Sie hier oder auf der Website des BMFSFJ. Weiterlesen

 

Inzidenz steigt wieder an

Nach RKI-Angaben liegt die bundesweite Sieben-Tage-Inzidenz inzwischen bei 5,5 - und steigt damit weiter. Um einer vierten Welle vorzubeugen, fordern Intensivmediziner, an der Maskenpflicht festzuhalten. Die Sieben-Tage-Inzidenz bei Corona-Infektionen ist am dritten Tag infolge angestiegen. Sie liegt nun bei 5,5 Neuinfektionen in sieben Tagen pro 100.000 Einwohner. Vor einem Tag lag sie bei 5,2, vor zwei Tagen bei 5,1. Binnen eines Tages meldeten die Gesundheitsämter dem Robert Koch-Institut 949 Corona-Neuinfektionen. Vor einer Woche hatte der Wert bei 649 Ansteckungen gelegen. Die höchste Sieben-Tage-Inzidenz in der dritten Welle gab es am 26. April 2021 mit 169,3. Danach war sie von wenigen Ausreißern abgesehen zunächst recht stetig gesunken. Manche Expertinne und Exerten stellen die Sieben-Tage-Inzidenz als Orientierungspunkt inzwischen allerdings infrage - auch weil sie sich von der Zahl der Todesopfer entkoppelt habe. Damit werde der Wert zunehmend ungenau. Deutschlandweit wurde binnen 24 Stunden 49 Todesfälle verzeichnet. Vor einer Woche waren es 69 Tote gewesen.

Auch der R-Wert, der zeigt, wie viele Menschen ein Infizierter im Schnitt ansteckt, war zuletzt gestiegen und hatte nach RKI-Angaben am Donnerstag mit 1,09 gelegen. Das bedeutet, dass 100 Infizierte rechnerisch 109 weitere Menschen anstecken. Der R-Wert bildet jeweils das Infektionsgeschehen vor 8 bis 16 Tagen ab. Liegt er für längere Zeit unter 1, flaut das Infektionsgeschehen ab; liegt er anhaltend darüber, steigen die Fallzahlen. Über viele Wochen war der R-Wert deutlich unter 1. Experten zufolge könnte der Anstieg an der Verbreitung der ansteckenderen Delta-Variante und an Lockerungen der Corona-Beschränkungen liegen.

"Es braucht eine Impfquote von 85 Prozent" Intensivmediziner fordern deshalb ein Festhalten an der Maskenpflicht, bis 85 Prozent der Erwachsenen geimpft sind. "Solange eine Impfquote von 85 Prozent unter den Erwachsenen nicht erreicht ist, sollten wir auf weitere Lockerungen verzichten und an der Maskenpflicht festhalten", sagte der Präsident der Deutschen Interdisziplinären Vereinigung für Intensiv- und Notfallmedizin, Gernot Marx, dem Redaktionsnetzwerk Deutschland. Andernfalls bestehe im Herbst die Gefahr einer vierten Welle. "Erst mit einer Impfquote von 85 Prozent bei den über 18-Jährigen werden wir die Pandemie für beendet erklären können", sagte Marx. Bis dahin müsse man weiterhin viel testen, Infektionsketten verfolgen und Hygieneregeln einhalten. Dazu gehöre "mindestens das Tragen von OP-Masken in allen Innenräumen", auch in den Schulen. In Deutschland sind inzwischen mehr als 40 Prozent der Bevölkerung vollständig gegen das Coronavirus geimpft. Knapp 58 Prozent haben mindestens eine Spritze bekommen.

Mehr dazu finden Sie unter tagesschau.de 

 

Delta-Variante dominiert erstmals

Die besonders ansteckende Delta-Variante ist nun auch in Deutschland die vorherrschende Mutante. Knapp zwei Drittel der Neuinfektionen gehen inzwischen auf ihr Konto. In Großbritannien sorgte Delta für einen extremen Anstieg der Fälle. In Deutschland ist die hochansteckende Delta-Variante des Coronavirus zur vorherrschenden Mutante geworden. Sie dominiere erstmals mit einem Anteil von 59 Prozent, hieß es in der jüngsten wöchentlichen Auswertung des Robert Koch-Instituts mit Blick auf die 25. Kalenderwoche (21.-27. Juni).Es sei anzunehmen, dass es sich nun bei knapp zwei Dritteln der PCR-bestätigten neuen Corona-Infektionen um eine Ansteckung mit der Delta-Variante (B.1.617.2) und nur noch bei einem Drittel um eine mit der Alpha-Mutante handele. Der Alpha-Anteil sank damit rasch von 91 Prozent Ende Mai auf 33 Prozent Ende Juni. Andere Virusvarianten spielen in Deutschland zurzeit keine Rolle. Es wird nur ein Teil der positiven Corona-Proben auf Varianten hin untersucht. Der Vergleich zeige, dass der Anteil der Variante Delta weiterhin stark zunehme und sich von 37 auf 59 Prozent innerhalb einer Woche erneut fast verdoppelt habe, hieß es im Bericht. Diese starke Zunahme gehe mit einer leichten Erhöhung der Fallzahlen und einem weiterhin niedrigen einstelligen Niveau der Sieben-Tage-Inzidenz einher. Fachleute befürchten jedoch mit zunehmender Delta-Verbreitung eine Trendumkehr wie in Großbritannien im Mai.

Sieben-Tage-Inzidenz steigt in Großbritannien auf 256

In Großbritannien wurde derweil mit mehr als 32.500 neuen Corona-Fällen an einem Tag der höchste Tageswert seit Januar verzeichnet. Sowohl die Zahl der Neuinfektionen als auch der Todesfälle und der Krankenhauseinweisungen stieg in der vergangenen Woche im Vergleich zur Vorwoche jeweils um mehr als 40 Prozent, wie die britischen Behörden bekanntgaben. Grund ist die Ausbreitung der hochansteckenden Delta-Variante, die für fast alle Corona-Fälle im Vereinigten Königreich verantwortlich ist. Die Sieben-Tage-Inzidenz stieg auf 256,2. In Deutschland liegt dieser Wert momentan bei 5. Der britische Premierminister Boris Johnson will dennoch am 19. Juli alle Corona-Regeln aufheben. Die Regierung erwartet, dass die Zahl der Neuinfektionen wegen der Aufhebung der Corona-Regeln auf bis zu 100.000 am Tag steigen könnte. Auch in den USA ist die besonders ansteckende Delta-Variante nach Berechnungen der Seuchenbehörde CDC bereits dominant. Der Anteil der Mutante an den Neuinfektionen sei in den zwei Wochen bis zum 3. Juli auf 51,7 Prozent gestiegen, teilt die Behörde mit. Der Anteil der bislang vorherrschenden Alpha-Variante sei auf 28,7 Prozent gesunken.

Mehr zu dem Thema gibt es unter tagesschau.de

 

Kreuzimpfung: Was über Wirksamkeit und Nebenwirkungen bekannt ist

In Deutschland empfiehlt die Ständige Impfkommission (STIKO) inzwischen generell für Menschen, die eine Erstimpfung mit Astrazeneca hatten, eine Zweitimpfung mit einem mRNA-Impfstoff. Die Antwort des Immunsystems falle besser aus. Daten aus Studien zeigten: Die Kombinationen sind sicher und tendenziell wirksamer. Die erste Impfung mit Astrazeneca? Dann die zweite mit Biontech oder Moderna.

In Deutschland hatte die Ständige Impfkomission (STIKO) dieses Verfahren zunächst für Menschen unter 60 Jahren empfohlen, am 1. Juli 2021 aber für alle Menschen ab 18 Jahren. Die Datenlage zur Wirksamkeit solcher Kreuzimpfungen war anfangs noch dünn. Inzwischen liegen belastbarere Studien vor. Es spricht viel dafür, dass dieser "Mix-and-Match"-Ansatz sicher ist sowie eine gute Verträglichkeit und Wirksamkeit aufweist. Der Vorsitzende der Ständigen Impfkommission, Professor Thomas Mertens, erläuterte am 1.7.2021 in der ARD: "Die Daten, die mittlerweile aus vielen verschiedenen Studien vorliegen, zeigen ganz eindeutig, das eine Kreuzimpfung mit zunächst Astrazeneca und dann anschließend einem mRNA-Impfstoff zu einer deutlich besseren Immunantwort bei den Geimpften führt."

Zweitimpfung mit einem anderen Impfstoff – ein gängiges Verfahren?

In der Medizin ist die Zweitimpfung mit einem anderen Impfstoff keine ungewöhnliche Vorgehensweise. Auch im Kampf gegen Ebola wurde beispielsweise ein Impfstoff zugelassen, der zwei Impfkomponenten hat. Für die Kombination verschiedener Corona-Impfstoffe laufen zurzeit noch Studien. Nach dem "Mix-and-Match"-Prinzip werden in Großbritannien im Rahmen der sogenannten Com-Cov-Studie schon seit Februar Kombinationen der Vakzine von Astrazeneca und Biontech in verschiedenen Intervallen getestet. Diese Studie würde zurzeit noch um andere Kombinationsimpfstoffe erweitert, erklärte die Virologin Marylyn Addo im Dlf. Ziel sei dabei auch, sich auf mögliche Impf-Auffrischungen vorzubereiten. Mittlerweile liegen einige Daten der Com-Cov-Studie vor. Sie zeigen, dass die Mischung der Impfstoffe von Astrazeneca und Biontech im betrachteten Zeitraum sehr sicher ist. Allerdings kommen milde bis moderate Nebenwirkungen wie Kopfschmerzen, Müdigkeit oder Fieber nach der Impfung mit dem zweiten Impfstoff häufiger vor als beim Abschluss der Impfserie mit demselben Impfstoff. Über die Nebenwirkungen klagten zwischen 60 und 80 Prozent der geimpften Studienteilnehmer in Großbritannien.

Bei einer aktuellen Untersuchung an der Berliner Charité mit 340 Impflingen zeichnet sich ab, dass die Nebenwirkungen nachlassen, je länger der Abstand zwischen Erst- und Zweitimpfung ist. An der Charité wurde der von der STIKO empfohlene Abstand von neun bis zwölf Wochen eingehalten, die Impflinge gaben nach dem Booster meistens lediglich Schmerzen im Arm als Nebenwirkungen an, weniger systemische Reaktionen wie Fieber oder Muskelschmerzen. Das Mix-and-Match-Prinzip wurde in Deutschland bereits seit dem 1. April von der Ständigen Impfkommission für alle unter 60-Jährigen empfohlen, die eine Erstimpfung mit Astrazeneca erhalten haben.

Wie gut ist die Schutzwirkung mit zwei verschiedenen Impfstoffen?

Über die genaue Wirksamkeit ist nach aktueller Studienlage noch nichts abschließend Verlässliches bekannt. Die Daten der britischen Com-Cov-Studie zu diesem Punkt werden noch ausgewertet. Die Kombination zweier Impfstoffe soll aber eine verbesserte Immunantwort generieren. Das zeigen auch die Ergebnisse der Immunologen an der Berliner Charité. Erste Ergebnisse ihrer Untersuchung mit 340 Impflingen, die erst mit Astrazeneca und dann mit Biontech/Pfizer geimpft wurden, veröffentlichten sie auf dem wissenschaftlichen Preprint-Server medRxiv. Auch sie beobachten eine gute Verträglichkeit und teilweise eine höhere Wirksamkeit bei der Kombination. Leif Erik Sander, Leiter der Forschungsgruppe Infektionsimmunologie und Impfstoff-Forschung an der Charité, sagte im Dlf: "Es deutet sich an, dass die Immunantwort sehr gut ausgeprägt ist und möglicherweise sogar leicht verbessert."

Aus immunologischer Sicht könne man sagen, dass die Chancen sehr gut seien, dass die Kombination funktioniere, sagte auch die Immunologin Christine Falk im Mai im Dlf. "Solange das Antigen das tut, was es soll, nämlich eine Antikörper-Antwort und eine T-Zellen-Antwort auslösen, gibt es keinen Grund, daran zu zweifeln, dass das funktioniert." Sowohl beim vektorbasierten Impfstoff von Astrazeneca als auch bei den mRNA-Impfstoffen von Biontech und Moderna ist das Antigen, gegen das eine Immunantwort ausgelöst wird, dasselbe. Sander und sein Team beobachteten an der Charité sogar eine leicht verbesserte T-Zellen-Antwort.

Ist eine dritte oder vierte Impfung schon bald notwendig?

Viele Experten gehen davon aus, dass nach der ersten Impfkampagne eine zweite gestartet werden muss – auch wegen der sich weltweit schnell ausbreitenden Mutationen. Zu welchem Zeitpunkt eine Folgeimpfung sinnvoll ist und mit welchem Impfstoff, das wird derzeit untersucht. Moderna und Biontech/Pfizer arbeiten bereits an entsprechenden Impfstoffen. Teil einer künftigen Impfstrategie könnte es auch sein, bei Folgeimpfungen bewusst auf einen anderen Impfstoff zurückzugreifen, um die Immunantwort zu verbessern. Auch hierzu laufen Untersuchungen. Nach Einschätzung des Charité-Immunologen Leif Erik Sander könnte dieses Konzept vor allem bei den Vektorimpfstoffen sinnvoll sein: "Wenn man zweimal damit geimpft wurde, hat man schon eine starke Immunität gegen das Trägervirus. Dann wäre ein anderer Impfstoff zur Auffrischung sicherlich vorteilhaft." Darüber hinaus gebe es auch Patientengruppen mit Vorerkrankungen, die bei der Erstimpfung weniger gut auf einen bestimmten Impfstoff ansprechen. Nach Studien ist bisher erwiesen, dass der Impfschutz mindestens sechs Monate anhält. Weitere Ergebnisse zur Dauer des Impfschutzes stehen noch aus. "Selbst wenn die Antikörper sinken, ist das noch kein Zeichen dafür, dass der Impfschutz weg ist, weil die Gedächtniszellen ja trotzdem gebildet werden können. Es ist unwahrscheinlich, dass nach einem halben Jahr nichts mehr da ist", sagt die Immunologin Christine Falk.

Klar sei aber schon jetzt, dass die Produktion bei den mRNA-Impfstoffen leichter anzupassen sei als bei anderen Impfstoffen. "Auf der mRNA-Ebene kann man in einem direkten Schritt die Sequenz verändern und zwar nur an den wenigen Stellen, an denen das Virus die Veränderungen zeigt". Inwieweit das notwendig sei, müsse man in den nächsten Monaten sehen, so Falk. Christian Drosten, Leiter der Virologie der Charité in Berlin, hat sich im Coronavirus-Podcast des NDR für ein Impf-Update im Herbst ausgesprochen. Wenn es dann noch keine Update-Impfstoffe gibt, sollte man trotzdem in breiter Zahl Auffrischungsimpfungen mit dem verfügbaren Impfstoff machen: "Es kommt darauf an, dass die Leute überhaupt ein Update bekommen."

Mehr Informationen zu dem Thema finden Sie auf der Webseite des Deutschlandfunk. Weiterlesen 

 

Vorbereitung auf die nächste Corona-Welle für Schulen und

Die Delta-Variante ist auf dem Vormarsch und mit ihr die Sorge, es könnte nach den Sommerferien erneut zu Wechselunterricht oder Schulschließungen kommen. Expertinnen und Experten gehen aber davon aus, dass mit verschiedenen Maßnahmen ein sicherer Schulbetrieb im Herbst möglich sein wird. Ein Überblick. Wie geht es nach den Sommerferien in den Schulen weiter? Die Delta-Variante des Coronavirus ist inzwischen die dominierende Variante in Deutschland. Für den Herbst wird ein Anstieg der Infektionszahlen erwartet. Der könnte besonders Kinder treffen, die keinen Impfschutz haben. Gleichzeitig hat die Pandemie-Erfahrung der zurückliegenden Monate gezeigt, dass Schul- und Kita-Schließungen zu Lernrückständen und vielfältigen sozialen und psychischen Problemen für Kinder führen. Einer aktuellen Allensbach-Umfrage im Auftrag der Telekom-Stiftung zufolge attestiert sich mehr als ein Viertel der 10- bis 16-Jährigen selbst große Lernlücken.

Wie also können Schulen offengehalten und Kinder trotzdem geschützt werden? Seit Februar gibt es bereits die von Expertinnen und Experten erarbeitete Leitlinie „Maßnahmen zur Prävention und Kontrolle der SARS-CoV-2-Übertragung in Schulen“, die konkrete Handlungsempfehlungen für den sicheren und kontinuierlichen Schulbetrieb in Pandemiezeiten gibt. „Die Empfehlungen gelten weiterhin, auch mit den neuen Virusvarianten“, betonte Eva Rehfuess, Leiterin des Lehrstuhls für Public Health und Versorgungsforschung der Ludwig-Maximilians-Universität München, im Deutschlandfunk [AUDIO]. Die Schulen seien damit aus wissenschaftlicher Sicht gut gewappnet. Wenn die empfohlenen Maßnahmen umgesetzt würden, ermögliche das einen sicheren Schulbetrieb im Herbst und im Winter. Hinzu kommen weitere Maßnahmen wie das Testen, die bisher in der Leitlinie noch nicht verankert sind. Inwieweit Impfungen von Kindern künftig eine Rolle spielen können, wird noch diskutiert.

Folgende Punkte werden in die Betrachtung eingeschlossen:

  1. Prävention von Virusübertragungen: Ausgangspunkt für die Prävention von Virusübertragungen an Schulen ist in der Leitlinie ein Standard-Maßnahmenpaket, das sich an den geltenden AHA+L-Regeln orientiert und konkret Abstand, Hygiene, das Tragen einer angemessenen Maske und Lüften vorsieht. Hinzu kommen je nach Infektionsgeschehen weitere empfohlene Maßnahmen. Der Einsatz mobiler Luftreiniger in Schulen kann als ergänzende Maßnahme zum Lüften zur Aerosolreduktion erwogen werden, wenn grundsätzlich eine ausreichende Lüftung gewährleistet werden kann. Ob mobile Luftfiltergeräte in einzelnen Räumen empfohlen werden, hänge von den räumlichen Gegebenheiten und der infektiologischen Lage ab, erläuterte Julia Hurraß vom Gesundheitsam Köln in einer Pressekonferenz des Science Media Centers am 8. Juli 2021. Die Aufstellung der Geräte müsse fachlich gut begleitet werden. Sie war federführend bei der Erstellung der Kapitel Lüften und Luftreinigung der Leitlinie.
  2. Umgang mit Verdachtsfällen: Es gibt zwei Arten von Verdachtsfällen: Kinder mit Symptomen ohne bekannten Kontakt zu einem Corona-Fall und Kontaktpersonen einer mit Corona infizierten Person. Für die entsprechenden Quarantäne-Maßnahmen verweist die Leitlinie auf die Empfehlungen des Robert Koch-Institus.
  3. Testen: Hierzu gibt es derzeit noch kein Maßnahmenpaket in der Leitlinie, es soll erst im Herbst veröffentlicht werden. Die Frage wird sein, ob und wann die in den vergangenen Monaten systematisch durchgeführten Corona-Massentests an Schulen beibehalten werden. Florian Klein, Direktor des Instituts für Virologie der Uniklinik Köln, hat bspw. die Methode der Pool-Testung mit den sogenannten Lolli-Tests mitentwickelt. Sie wird seit April an allen Kindergärten und Schulen in Köln und seit Mai an allen Grund- und Förderschulen in ganz Nordrhein-Westfalen eingesetzt und wissenschaftlich begleitet. So habe der flächendeckende Einsatz in Nordrhein-Westfalen gezeigt, dass die Testungen auch für sehr viele Menschen möglich seien. Es bestehe die Möglichkeit, die Tests auf ganz Deutschland auszuweiten. Auch Eva Rehfuess von der Universität München sagte im Deutschlandfunk, die Strategie für den Herbst sei tendenziell eher, auf die PCR-Pool-Testung zu setzen als auf die Schnelltests im Selbsttestverfahren.
  4. Impfen: Bislang ist nur der Impfstoff des Herstellers Biontech/Pfizer für die Impfung von Kindern zugelassen, und auch nur für über Zwölfjährige. Der Stiko-Vorsitzende Thomas Mertens sagte auf einer Pressekonferenz des Science Media Centers am 8. Juli 2021: „Es gibt keinen wirklich gesicherten Hinweis darauf, dass die Delta-Variante Kinder stärker krank macht als andere Varianten.“ Im Gegenteil, es gebe Hinweise darauf, dass dies sogar etwas weniger der Fall sei. Dadurch habe sich die Bedeutung des Virus für die Impfung von Kindern nicht geändert. Nun sind die Erwachsenen gefragt, nicht nur sich selbst mit einer Impfung zu schützen, sondern solidarisch die Kinder mitzuschützen. Denn wenn wir insgesamt hohe Durchimpfungsraten in der Gesellschaft haben, lassen sich Schülerinnen und Schüler besser schützen. Der Virologe Florian Klein von der Uniklinik Köln betont: „Jeder Erwachsene, der sich nicht impfen lassen möchte, muss mitbedenken, dass jede Impfung eines Erwachsenen dazu beiträgt, dass Infektionsgeschehen zu kontrollieren.“

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Es wird darauf hingewiesen, dass der Familienpakt lediglich informieren kann, wir aber keine Rechtsberatung vornehmen dürfen.

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